Matchbericht
Kein Sieger in hochklassigem Spitzenkampf
2. Liga: FC Eagles Aarau - FC Gontenschwil 2:2
JM. Noch einmal segelt ein letzter hoher Ball in den überbevölkerten Eagles-Strafraum. Die Gastgeber bringen den Ball nicht weg und es ist Sven Lüscher, der aus dem Gewühl heraus per präzisem Flachschuss seinen Farben doch noch einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt rettet und unter einer grün-weissen Jubeltraube begraben wird.
Lüschers vergebene Chancen zuvor
„Ausgerechnet Lüscher!“, war man versucht zu sagen. Der ehemalige Profi des FC Aarau, der nach seiner am 14. Oktober vergangenen Jahres beim Gastspiel in Gränichen erlittenen Verletzung das Comeback gab, schien den Titel des „tragische Helden“ bereits auf sicher zu haben; in Halbzeit 1 konnte er von der Mittellinie aus alleine auf das Eagles-Tor losziehen, doch Keeper Dardan Kryeziu, der für den gesperrten Stammhüter Dardan Neziri zwischen den Pfosten stand, parierte im 1 gegen 1 mirakulös. Und bereits kurz zuvor hätte Lüscher zur Führung treffen müssen, doch nach einer feinen Einzelleistung stand ein Bein eines Eagles-Verteidigers seinem Glück noch im Weg.
„Leider konnte ich das Spiel nicht bereits früh in unsere Bahnen lenken“, sagte der 75-fache Ex-Super-League-Profi nach Spielschluss. „doch wir haben in der 1. Halbzeit gezeigt, dass wir die Eagles dominieren können.“ In der Tat waren die Gontenschwiler besser in die Partie gekommen und verzeichneten ein deutliches Chancenplus, wohingegen die Eagles zu Beginn nie zu ihrem Spiel fanden und ungewohnt fahrig agierten. Zu allem Überfluss musste ihr Captain Dardan Gashi bereits nach 20 Minuten mit Verdacht auf Kreuzbandriss verletzt ausgewechselt werden.
Markus Prachttreffer zur schmeichelhaften Führung
Als die 263 handgezählten Zuschauer im gut besuchten Aarauer Schachen bereits mit einem 0:0 zur Pause rechneten, hatte Albert Marku seinen grossen Auftritt: Der im Winter von Kölliken in die Kantonshauptstadt gewechselte Stürmer nahm den Ball mit der Brust an und hämmerte ihn Sekunden vor dem Pausentee volley in die Maschen – ein Treffer wie aus dem Nichts! „Der Gegentreffer durch ihren ersten richtigen Abschluss aufs Tor fiel natürlich zum dümmsten Zeitpunkt überhaupt“, konstatierte Lüscher.
Dieser Treffer schien die Eagles regelrecht zu beflügeln, kamen sie doch mit deutlich breiterer Brust aus der Kabine. Kurz vor Ablauf einer Stunde traf Fatjon Lokaj schliesslich per Freistoss aus über 25 Metern zum 2:0, wobei Gontenschwil-Keeper David Schaffner keine glückliche Figur abgab. Nun hatte der Wind komplett gedreht, Mal für Mal rollte eine Eagles-Angriffswelle auf das FCG-Tor zu, doch Schaffner konnte mit zwei Glanzparaden seinen Fehler beim 0:2 mehr als nur wieder ausbügeln. „David hat uns in dieser Phase im Spiel gehalten“, betonte Gontenschwil-Spielertrainer Dany Bolliger nach Spielschluss. Es lag vor allem an Schaffner, aber auch am Unvermögen der Eagles, dass das Spiel nicht bereits früh entschieden war: Eine Viertelstunde vor Schluss konnten sie in einer 4-gegen-1-Situation (!) auf Tor losziehen, doch Schaffner hatte mit dem Abschluss von Arjan Gashi keine Mühe. Nach dem darauffolgenden Eckball brachte Drilon Qelaj zudem das Kunststück fertig, den Ball aus 5 Metern über das leere Tor und den Ballfänger zu dreschen.
Bolliger: „Ziel war es, als Leader nach Hause zu gehen“
Als wirklich niemand mehr etwas auf einen Punktgewinn von Gontenschwil gesetzt hätte, kriegte 5 Minuten vor Schluss Eagles-Keeper Kryeziu, der ansonsten eine starke Partie zeigte, eine tückische Flanke nicht zu fassen, woraufhin Joker Thomas Tsutis nur noch zum 1:2 einschieben musste. „Das Anschlusstor aus dem Nichts verschaffte uns die zweite Luft“, betonte Bolliger. „Trotz der verpassten Chancen im 1. Durchgang sind wir nach diesem Last-Minute-Tor natürlich mit dem Punkt zufrieden. Es war unser Ziel, weiterhin als Leader nach Hause zu gehen und das haben wir geschafft.“
Dank Lüschers Last-Minute-Treffer und der weiterhin geringeren Anzahl Strafpunkte bleibt der FCG an der Spitze, beide Teams haben nun 31 Zähler auf ihrem Konto. Man darf gespannt sein, wie sich dieses Duell weiterentwickelt – nach dem gestrigen Aufeinandertreffer ist klar: Die Gontenschwiler mit ihrem wiedergenesenen Keyplayer Sven Lüscher könnten den Eagles bis zuletzt den Platz an der Sonne streitig machen. Das Schlusswort gehörte "Matchwinner" Lüscher: „Die Eagles haben sich im Vorfeld ja selber unmissverständlich zum haushohen Favoriten ernannt – das soll uns nur recht sein.“ (Jonas Manouk)